Von Freiheit, Selbstzweifeln & Knuspertaschen

Katze müsste man sein, denke ich mir des Öfteren. Den ganzen Tag wahlweise faul auf der Couch liegen, in der Natur herumstrawanzen, sich streicheln lassen – und vor allem fressen. Zudem gelten Katzen als charakterstark und eigensinnig, je nach Fellfarbe als Glücksbringer oder Schutzpatron und sollen angeblich sieben Leben haben.

Doch wie fühlt es sich denn wirklich an, so ein Katzendasein? Empfinden Katzen diese Selbstzufriedenheit und Gelassenheit, die sie ausstrahlen? Und wie ticken sie überhaupt so? Über all das durfte ich mit einer sprechen, die es wissen muss. Mietzi aus Tiefenbach im Allgäu, Instagram-Star und Mitglied meiner Familie. 

Martina: Erst einmal vielen Dank, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast! Alle sagen Mietzi zu dir – ist das dein richtiger Name?
Mietzi: Eigentlich heiße ich Findi, aber kaum einer nennt mich so. Findi deshalb, weil ich vor vielen Jahren halb verhungert in der Waschküche meiner Familie gefunden wurde. 

Martina: Was war passiert? 
Mietzi: Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber ich bin heilfroh, dass ich aufgepäppelt wurde und hier bleiben durfte. 

Martina: Du giltst als scheue Katze, die Fremden gegenüber sehr ängstlich ist. Ein Trauma aus deiner frühen Kindheit?
Mietzi: Kann schon sein. Aber wie gesagt, ich kann mich nicht erinnern. Außerdem lebe ich lieber im Hier und Jetzt, anstatt mir über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen.

Martina: Wie schafft man es als Mensch, dein Vertrauen zu gewinnen?
Mietzi: Mit Knuspertaschen. 

Martina: Gibt es außer Futter sonst noch etwas?
Mietzi: Ruhe! Herumtoben, lautes Lachen und Reden sind nicht so meins – dann flüchte ich. Kraulen und Streicheln sind wiederum super. Den Zeitpunkt bestimme ich aber. 

Martina: Spontane Streichleinheiten sind also nicht so dein Ding?
Mietzi: Wenn mir gerade danach ist, sehr gerne. Wenn nicht, kratze ich den Streichler.

Martina: Das ist aber nicht sehr charmant…
Mietzi: Dafür aber ehrlich! Das ist eh meine Lebensphilosophie. Ich bin immer so, wie ich bin. Ab und zu täusche ich mal Hunger vor (und überfresse mich und kotze anschließend), aber ansonsten gibt es in meinem Leben keine Lügen. Warum Menschen so oft schwindeln oder sich verstellen, kann ich überhaupt nicht verstehen. 

Martina: Das stimmt. Viele Menschen leben viel zu sehr „im Außen“, verhalten sich so, wie es andere von ihnen erwarten. 
Mietzi: Unbegreiflich für mich. Die Hauptsache ist doch, ich gefalle mir selber.

Martina: Selbstzweifel kennst du also nicht?
Mietzi: Was sind denn Selbstzweifel?

Martina: Okay, verstanden. Hast du diesbezüglich vielleicht einen Tipp für uns Menschen?
Mietzi: Mich selbst zu mögen, ist doch das A&O – und zudem die Voraussetzung, dass mich andere mögen. Außerdem was bringt es, ständig auf mir selbst herum zu hacken? Raubt nur Lebensqualität! Das heißt ja nicht, dass man nicht gelegentlich an sich arbeiten sollte. Weiterentwicklung nennt man so etwas, glaube ich. Meine Familie sollte zum Beispiel etwas gelassener sein, wenn ich mehrmals stündlich zur Balkontüre raus und anschließend zum Fenster wieder rein möchte. 

Martina: Aber du hast doch eine Katzenklappe?
Mietzi: Klar. Doch ich schätze Aufmerksamkeit.  

Martina: Ab und zu gehst du deshalb deiner Familie auf die Nerven. Macht dir das was aus? 
Mietzi: Nein. Warum? 

Martina: Kommen wir noch zu deinen Vorlieben. Was macht dich besonders glücklich – außer Knuspertaschen und gestreichelt zu werden?
Mietzi: Diese kleinen Tüten mit Nassfutter sind ebenfalls super. 

Martina: Sonst noch was?
Miezi: Ich liebe meine Freiheit, sprich, den ganzen Tag tun und lassen können, was ich möchte. Drinnen auf der Couch zu schlafen, draußen auf Bäume zu klettern, ab und zu eine Maus zu jagen, mich selbst toll zu finden, herrlich! 

Martina: Sich selbst toll zu finden ist auch ein Stück Freiheit?
Mietzi: Eine der größten Freiheiten überhaupt! Ihr Menschen setzt euch doch selbst die härtesten Grenzen, indem ihr euch so oft an irgendwelchen (vermeintlichen) Gesellschaftsnormen orientiert, ständig den Begriff „man muss“ verwendet und euch andauernd mit anderen vergleicht. 

Martina: Du vergleichst dich mit keiner anderen Katze?
Mietzi: Es gibt kein vergleichbare. 

Martina: Möchtest du uns sonst noch etwas mitteilen?
Mietzi: Nein, mir reicht’s jetzt. Ich muss mich wieder um mein Wohlbefinden kümmern – kann ich euch übrigens auch empfehlen. Und wenn es unbedingt sein muss, gebe ich euch noch meine Top-Tipps mit auf den Weg: 1. Findet euch toll. 2. Legt euch ein dickes Fell zu. 3. Vergleicht euch nicht. 4. Lebt nicht so viel im Außen. 5. Gönnt euch öfter mal Knuspertaschen. 

Vielen Dank, Mietzi!

Fotocredit: https://www.fewo-vogler.de

4 Antworten

  1. Vincenz sagt:

    Super Interview:) Ich hab ja gehört die Mietzi ist nicht allzu leicht dafür zu bekommen 🙂

  2. Meli sagt:

    … wusste gar nicht dass Du katzisch sprichst! Muss aber wohl so sein. Die Antworten sind alle ungelogen. … würde ich zumindest so sagen 🙂

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